Emden zögert beim Thema Wolf

UMWELT - „Wolfsfreie Küste“ – für Vorstoß der FDP gibt es nur wenig Unterstützung

Alf Hitschke

EMDEN. (hit) Eben noch hat sich der Ratsausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt mehrheitlich für eine Änderung der Straßenverkehrsordnung (StVO) ausgesprochen. Minuten später wird der Wunsch der Emder FDP zurückgewiesen, Emden möge für eine Überarbeitung der niedersächsischen Wolfsverordnung und des Jagdrechtes eintreten. Begründung: Das Land sei zuständig, nicht die Stadt Emden. Die Änderung der StVO mit dem Ziel, den Kommunen bei Tempo 30 freie Hand zu lassen, ist erst recht nicht Sache einer Stadt. Aber hier hat man ein Schlupfloch gefunden: eine Initiative deutscher Städte. Und da macht man nun bald mit.

FDP-Fraktionschef Erich Bolinius trägt vor, warum die Partei die Küstenbereiche vom Wolf befreien will. Dabei hat man vor allem die Schafe im Blick, die wichtigsten Deichschützer überhaupt. Nimmt die Zahl der Schafrisse durch Wölfe weiter zu, muss damit gerechnet werden, dass in naher Zukunft weitere Deichschäfer aufgeben: Getötete Schafe bedeuten trotz der staatlichen Entschädigungen unterm Strich wirtschaftlichen Verlust. Ganz zu schweigen von den psychischen Belastungen, die der Anblick zerfetzter Lämmer und getöteter trächtiger Schafe beim Schäfer verursacht.

Schutz funktioniert nicht

Bolinius berichtet über Gespräche mit Heiko Albers, Oberdeichrichter der Moormerländer Deichacht, und dem Deichschäfer-Ehepaar Anne und Dennis Bonsemeyer. Sie haben dem Emder FDP-Fraktionschef und seinem Leeraner Kreistagskollegen Jens Völker sowie der Emder FDP-Landtagsabgeordneten Hillgriet Eilers kürzlich eindringlich die drohenden Gefahren und die mangelhaften Schutzmöglichkeiten geschildert. Herdenschutzhunde, Zäune – nichts davon funktioniert wirklich überzeugend. Schon gar nicht am Deich. Was aus Sicht der Deichpraktiker und der FDP als Mittel eines „praktikablen Wolfsschutzes“ deshalb bleibt, sind wolfsfreie Zonen.

Von all dem will die Stadt Emden nichts wissen. Dr. Christian Federolf, Leiter des Fachdienstes Umwelt, erklärt den Schutzstatus des Wolfes (maximal hoch) und die Zuständigkeit Emdens (nicht vorhanden) gleich mehrmals. „Das ist uns ja alles bekannt“, antwortet Erich Bolinius. Von der CDU gibt es immerhin ein wenig Unterstützung. So sagt Fraktionsmitglied und Landwirt Albert Ohling: „Wolfsfreie Gebiete finde ich grundsätzlich gut, das ist aber Landessache.“ Christian Nützel (Grüne feat. Urmel) umschifft Konkretes: „Bei den vielen Rodungsmaßnahmen und Versiegelungen hier in Emden wird der Wolf schon merken, dass er nicht willkommen ist.“ Und SPD-Mann Andreas ten Hove sagt: „Ich finde Ausrottung immer schlimm, egal, ob bei Menschen oder Tieren.“ Der Hinweis der FDP, von Ausrottung sei nicht die Rede, geht unter.

Unbeantwortet bleibt die an die Stadtverwaltung gerichtete Frage, warum man dem Wunsch der Fraktion nicht gefolgt ist, den Oberdeichrichter einzuladen. Schließlich ist die Moormerländer Deichacht in Richtung Emden gesehen bis zur Borssumer Schleuse für das Bollwerk zuständig.

Keine Notwendigkeit

Die Gefahren sind angeblich allen bewusst, wie sie in der Sitzung beteuern. Erich Bolinius meint, dass Emden dann ja – trotz der fehlenden eigenen Entscheidungsbefugnisse – dem Land signalisieren könnte, was die Landtagsabgeordnete und Emder Ratsfrau Hillgriet Eilers so formuliert: „Deichschutz funktioniert nur mit Schafen, nicht mit Wölfen.“ Die anderen Parteien und auch die Stadtverwaltung sehen dafür offenbar keine Notwendigkeit.